Wie in vielen anderen Ländern in Europa hat auch in Luxemburg die Lichtverschmutzung in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Die Lichtverschmutzung bezeichnet den unnötigen Anteil der Lichtemissionen (auch Lichtabfall genannt), welcher Störungen in der Umwelt verursacht und aus ökonomischer Sicht eine Verschwendung darstellt.
Zu viel oder falsch eingesetztes künstliches Licht gefährdet nicht nur die nächtlichen Lebensräume der Tiere, sondern beeinträchtigt auch den Tag-Nacht-Zyklus und damit die Gesundheit der Menschen. Nachtaktive Insekten werden von Lichtquellen angezogen, verenden und werden somit dem Naturkreislauf entzogen. Weitere Lebewesen, die durch künstliches Licht gestört werden können, sind u.a. Vögel, Fledermäuse und Frösche.
Zudem führen übermäßige Lichtemissionen zu einer unnötigen Verschwendung von Energie und Kosten. Verantwortlich für die Lichtverschmutzung ist oft unüberlegt eingesetztes Licht. Zahlreiche Lichtquellen werden nicht zielgerichtet eingesetzt und beleuchten mehr Fläche als notwendig.
Europa bei Nacht 2012
NASA Earth Observatory image by Robert Simmon, using Suomi NPP VIIRS data
provided courtesy of Chris Elvidge (NOAA National Geophysical Data Center).
Suomi NPP is the result of a partnership between NASA,
NOAA, and the Department of Defense. Caption by Mike Carlowicz.
Studie zur Situation in Luxemburg
Im Rahmen einer Pressekonferenz haben Staatssekretär Camille Gira und der Schweizer Experte Dr. Lukas Schuler die Ergebnisse einer Studie zur Situation der Lichtverschmutzung in den 105 Luxemburger Gemeinden vorgestellt und erste Ansätze zu einer rationelleren Nutzung der Außenbeleuchtung, die ein besseres Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit einer ausreichenden Beleuchtung und Anliegen im Bereich des Naturschutzes und der Lebensqualität der Bürger herstellt, erklärt.
In der Studie wurde neben dem Ist-Zustand auch eine erste Trendanalyse aus den letzten Jahren sowohl für das Land Luxemburg als auch für die 105 Gemeinden im Detail erstellt. Etwa 20% der Gemeinden belasten die Umwelt mit einer durchschnittlichen Leuchtdichte von zwei Vollmonden oder mehr. Sie sind also konstant über einem natürlichen Lichtniveau. Hier empfiehlt der Experte Maßnahmen zur Reduktion an den Brennpunkten.
Logischerweise gibt es durch die Nutzung in dicht besiedelten Gebieten mehr Licht als in kleinräumigen Strukturen. Die Menge und der Typ der installierten Leuchten haben jedoch einen großen Einfluss auf die Emissionen. Schlimmer fürs ökologische Gleichgewicht dürften jedoch die großen Lichtinseln in naturnahen Räumen sein. Da fallen z.B. Autobahnraststätten oder Industriezonen teils negativ auf.
Kugellampe verschwendet mehr Licht als sie nützt (man beachte den Schattenwurf des Baumes)
Foto: Lukas Schuler, Dark-Sky Switzerland
Leitfaden für Gemeinden in Ausarbeitung
Die Analyse der Lichtemissionen basiert auf den Messungen des Umweltsatelliten NPP Suomi, der sichtbares Licht und teilweise Wärmestrahlung erfasst. Wenn die Atmosphäre wolkenlos ist, registriert der Satellit die Helligkeit der Erdoberfläche und zeichnet sie auf. Er erfasst kontinuierlich und systematisch und daher vergleichbar die Lichtemissionen. Aus den Messdaten des Umweltsatelliten können Rückschlüsse auf die Menge Kunstlicht und auf dessen Veränderungen gezogen werden.
Die Ergebnisse der Studie helfen die Situation der Lichtverschmutzung auf nationaler sowie kommunaler Ebene besser einzuschätzen und mögliche Brennpunkte (wie z.B. öffentliche Beleuchtung an Strassenknoten oder in Zentren, Parkplätze oder Raststätten, Sportplätze, Inszenierungen (Kulturdenkmäler, Kirchen)) zu identifizieren. Damit erhalten die zuständigen nationalen und lokalen Stellen Hinweise dafür, wo Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung prioritär anzusetzen sind.
Um die Gemeinden bei der Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen zu unterstützen, hat das Nachhaltigkeitsministerium die Ausarbeitung eines Leitfadens für «besseres Licht» im Außenraum in Auftrag gegeben. Der Leitfaden wird Empfehlungen für eine nachhaltige Außenbeleuchtung ohne Komfortverluste liefern.
Durch asymmetrische Strahler und horizontale Abschirmung wird auf dem Fussballplatz links eine nahezu perfekte Ausleuchtung und viel weniger Blendung erreicht, als beim älteren Modell rechts mit symmetrischen Strahlern.
Foto: Kurt Wirth, Dark-Sky Switzerland