Vor rund zwei Wochen waren auf einer Weide im Raum Niederanven Schafe eindeutig von einem Raubtier gerissen worden. Auf Basis des Rissgutachtens durch Experten der Naturverwaltung konnte der Wolf nicht ausgeschlossen werden. Zwecks Überprüfung mittels genetischer Analysen wurden an den gerissenen Schafen an den Bisswunden Proben entnommen, in der Hoffnung, genügend Speichel mit verwertbarer DNA des Verursachers zu erwischen. Die Proben wurden am Senckenberg-Institut in Gelnhausen (D) untersucht, welches das Referenzlabor in diesem Bereich ist. Die Resultate der Laboranalysen in Bezug auf die Artbestimmung und die Populationszugehörigkeit wurden der Naturverwaltung jetzt vom Senckenberg-Institut mitgeteilt. Folgendes ist somit jetzt amtlich:
1. Die Artanalyse hat auf Basis von zwei Proben ergeben, dass das Tier, das im Raum Niederanven drei Schafe riss, eindeutig ein Wolf war. Der geschädigte Schafshalter wird folgerichtig zu 100% entschädigt.
2. Die Populationsanalyse hat ergeben, dass es sich um einen Wolf aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation handelt, deren Verbreitungsschwerpunkt sich von der Weichsel im Zentrum Polens bis nach Niedersachsen (D) erstreckt. Tiere aus dieser Population sind auch bereits in Belgien, den Niederlanden und in Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden.
Luxemburg hat somit den dritten gesicherten Nachweis eines Wolfs seit über 100 Jahren. Den ersten Nachweis gab es bekanntlich 2017 im Raum Holzem-Garnich; dieser Wolf stammte allerdings aus der Alpenpopulation, die in den italienischen und französischen Alpen ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. Zudem gab es 2018 einen bestätigten Hinweis in der Nähe von Fouhren; die Herkunft dieses Wolfs ist unbekannt.
Gesamthaft betrachtet deuten die Ereignisse der letzten Jahre darauf hin, dass sich Luxemburg inmitten einer Großregion befindet, in der die mitteleuropäische Flachlandpopulation und die Alpenpopulation miteinander verschmelzen werden. Auch in Belgien sind bereits Wölfe aus beiden Populationen nachgewiesen worden.
Es ist nicht gewusst, ob sich der im Raum Niederanven nachgewiesene Wolf noch in der Gegend aufhält oder weitergewandert ist. Die Bevölkerung ist jedenfalls weiterhin aufgerufen, alle möglichen Hinweise auf die Anwesenheit von Wölfen zwecks Monitoring umgehend der Naturverwaltung zu melden (email: wolf@anf.etat.lu).
Aktionsplan „Wolf“ 2017 ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt
Der Wolf ist in ganz Europa streng geschützt. Luxemburg hat sich in den letzten Jahren bereits auf die mögliche Rückkehr des Wolfs vorbereitet, um von vorne herein den Umgang mit dieser Tierart zu definieren. Dies geschieht im Aktions- und Managementplan für den Umgang mit Wölfen in Luxemburg, der zusammen mit allen Akteuren aus der Landwirtschaft, der Wissenschaft, dem Naturschutz, den Privatwaldbesitzern und der Jagd erarbeitet und 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Wölfe sind prinzipiell scheu - Broschüre gibt Auskunft über Verhaltensregeln
Wölfe meiden in der Regel den direkten Kontakt zum Menschen. Begegnungen zwischen Mensch und Wolf sind daher äußerst selten, aber nicht unmöglich. In der Regel ziehen sich Wölfe zurück, sobald sie einen Menschen bemerken, können aber durchaus auch neugierig sein und den Menschen vor dem Rückzug erst einmal genauer mustern. In der Broschüre „Wölfe in Luxemburg?“ findet man neben vielen anderen Informationen über den Wolf auch Verhaltensregeln, die man im Falle einer Begegnung mit dem Wolf einhalten sollte.
Der Aktionsplan „Wolf“ sowie die Broschüre zu Verhaltensregeln sind gratis erhältlich bei der Naturverwaltung unter der Nummer (+352) 247-56600 sowie in den Besucherzentren der Verwaltung: Mirador in Steinfort, A Wiewesch in Manternach, Ellergronn in Esch- Alzette, Biodiversum in Remerschen und Burfelt bei Insenborn. Die Dokumente sind auch im Internet unter www.emwelt.lu zu finden.