Lebensraum
Die Schlingnatter bevorzugt offenes oder halboffenes, trockenes und sonniges Gelände mit Wärme speicherndem Untergrund und niedriger Vegetation. Typische Schlingnatterbiotope sind zum Beispiel felsige Hänge mit Gebüschen, Trockenmauern, Bahndämme, Weinberge, Steinbrüche und ehemalige Tagebaugebiete. Wichtig ist ein großes Angebot an Hohlräumen wie Felsspalten und Mauerfugen, die als Versteck und Winterquartier genutzt werden.
Biologie und Lebensweise
Ab Ende März verlassen die überwiegend tagaktiven Schlingnattern ihre Winterquartiere. Sie sind vor allem bei warmem und sonnigem Wetter aktiv. Als Kaltblütler müssen sie ihren Körper durch Sonnenbäder auf „Betriebstemperatur“ bringen. Ideal ist dabei einer Körpertemperatur zwischen 29° und 33°C. Steigt die Körpertemperatur über 33° suchen die Schlangen den Schatten auf. Aus diesem Grund verlagert sich die Aktivität an warmen Sommertagen in die Morgen und Abendstunden. Der Aktionsraum einer Schlingnatter ist normalerweise 1-3 ha groß, die meisten durchgeführ-ten Wanderungen reichen weniger als 100 m weit. Nach einer Tragzeit von 3-4 Monaten gebären die Weibchen im August und September 3-15 Jungtiere. Die 12-21 cm langen Jungschlangen sind bei der Geburt noch von einer dünnen Eihaut umgeben, die sie aber kurz danach durch Bewegungen ihres Körpers zerreißen. Die jungen Schlingnattern werden mit 3-4 Jahren geschlechtsreif. Im September und Oktober suchen die Tiere ihre Winterquartiere auf. Schlingnattern können eine Länge von 75 cm erreichen und bis zu 20 Jahre alt werden.
Nahrung
Schlingnattern ernähren sich hauptsächlich von Eidechsen, daneben werden auch Mäuse, Jungvögel und Insekten gefressen.
Verbreitung in Luxemburg
Die Schlingnatter ist in Luxemburg selten und nur lokal verbreitet. Da sie sich meist unauffällig verhält und gut getarnt ist, ist sie in ihren unübersichtlichen Biotopen nur schwer zu finden.
Gefährdung
Die oft isolierten Populationen leben in Steinbrüchen, Abbaugebieten oder Halbtrockenrasen und sind vor allem dadurch gefährdet, dass diese Lebensräume ohne Nutzung oder Pflege immer stärker mit Bäumen und Sträuchern zuwachsen und dann für die sonnenhungrige Schlingnatter nicht mehr geeignet sind. Auch Sanierungs- und Baumaßnahmen, bei denen alte spaltenreiche Mauern durch fugenlosen Beton ersetzt werden und Flurbereinigungen in den Weinbergen führen zu einem Verlust von Lebensräumen und zur Isolierung von Populationen. Regelmäßig werden Schlingnattern auch Opfer des Straßenverkehrs. Trotz aller Aufklärungsarbeit spielt auch die direkte Verfolgung durch den Menschen (Totschlagen der vermeintlich gefährlichen Schlange) noch immer eine Rolle. Auf der Roten Liste der Reptilien Luxemburgs wird die Schlingnatter als „gefährdet“ eingestuft.
Besonderes
Die Schlingnatter (auch Glattnatter genannt) ist eine ungiftige und ungefährliche Schlange. Giftschlangen kommen in Luxemburg nicht vor. Bei den sporadisch gemeldeten Beobachtungen von Aspisvipern oder Kreuzottern hat es sich bis heute in allen Fällen um Verwechselungen mit Schling- oder Ringelnattern gehandelt. Die Schlingnatter wird in Anhang IV der europäischen Habitatschutzdirektive (92/43/CEE) geführt.
Benutzte Literatur
Günther R. 1996. - Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag Jena & Stuttgart, 825 S.
Proess R. (éd.) 2007. - Verbreitungsatlas der Reptilien des Großherzogtums Luxemburg. Ferrantia 52, Travaux scientifiques du Musée national d’histoire naturelle. 54 S