Lebensraum
Ein Amphibienlebensraum besteht aus dem Laichgewässer, dem Winterquartier und dem Landha-bitat. Als Laichgewässer bevorzugt die Erdkröte größere und tiefere Gewässer wie Weiher und Teiche, die über ausreichend Strukturen (Vegetation, Äste) verfügen, an denen die Tiere ihre Laichschnüre befestigen können. Erdkröten sind extrem laichplatztreu und kehren jedes Jahr zum Laichen an das Gewässer zurück in dem sich ihre Larvenentwicklung vollzog.
Erdkrötenkaulquappen enthalten Bitterstoffe, die sie für viele Tiere (zum Beispiel Fische) ungenießbar machen. Als weiteren Schutz gegenüber Feinden schließen sie sich zu riesigen Schwärmen zusammen. Diese Schutzmechanismen erlauben es der Erdkröte als einziger einheimischer Amphibienart auch in Gewässern mit hohem Fischbesatz große Populationen auszubilden. Bevorzugter Landlebensraum der Erdkröte sind Laubwälder. Daneben werden auch Hecken, Obstwiesen, Brachland sowie Gärten und Parks besiedelt. Auch die Überwinterung erfolgt fast immer an Land, in frostfreien Bodenverstecken. Von allen einheimischen Amphibienarten besitzt die Erdkröte den größten Jahres-lebensraum. Untersuchungen ergaben, dass sich die Männchen durchschnittlich 400 m und die Weibchen durchschnittlich 1.400 m vom Laichgewässer entfernen.
Biologie und Lebensweise
Die außerhalb der Laichperiode ausschließlich nachtaktiven Erdkröten verbergen sich tagsüber unter Steinen, Baumstubben oder in Erdlöchern. Die Laichzeit der Erdkröte erstreckt sich von Mitte März bis Mitte April. Bei der Paarung umklammert das Männchen das Weibchen in der Lendengegend und befruchtet die Eier beim Austreten aus der weiblichen Kloake.
Da bei der Erdkröte 5-10 Mal mehr Männchen als Weibchen am Laichgeschehen teilnehmen, umklammern die Männchen auf der Suche nach den wenigen Weibchen alles was sich bewegt und teilweise „hängen“ bis zu 15 Männchen an einem Weibchen. Die 3.000-6.000 Eier werden in langen Schnüren (im Unterschied zu den Fröschen die Laichballen ablegen!) an der Wasservegetation oder an im Wasser liegenden Ästen befestigt.
Aus den Eiern schlüpfen Kaulquappen. Im Laufe ihrer Entwicklung wachsen ihnen zunächst Hinter- und dann Vorderbeine. Schlussendlich verlieren sie ihren Schwanz und verlassen ab etwa Mitte Juni als 8-12 mm große Jungkröten die Gewässer. Im Gegensatz zu den erwachsenen Tieren sind diese Jungkröten tagaktiv. Bei trocken-warmem Wetter sammeln sie sich im feuchten schattigen Uferbereich der Gewässer, um dann beim ersten Regen zu Tausenden und Abertausenden die Wanderung anzutreten. Dieses Phänomen wird im Volksmund als „Froschregen“ bezeichnet. Erwachsene Erdkröten sind nur während der Laichzeit im Gewässer zu finden. Diese ist sehr kurz und kann bei günstigen Wetterbedingungen innerhalb einer Woche abgeschlossen sein. Erst im Alter von 4-5 Jahren beteiligen sich die Jungkröten zum ersten Mal am Laichgeschehen. Das Höchstalter einer in Gefangenschaft gehaltenen Erdkröte betrug 36 Jahre.
Nahrung
Erdkröten ernähren sich von Schnecken, Würmern, Insekten und Spinnen. Die aus dem Laich geschlüpften Kaulquappen ernähren sich von Algen, Teilen höherer Pflanzen und tierischen Lebewesen.
Verbreitung in Luxemburg
Die Erdkröte kommt im ganzen Land vor.
Gefährdung
Von allen einheimischen Amphibienarten führt die Erdkröte zwischen Sommerlebensraum, Winterlebensraum und Laichgewässer die weitesten Wanderungen durch. Aus diesem Grund besteht für sie die größte Gefährdung in dem ständig wachsenden Straßenverkehr und den neuen Straßenbauprojekten, die den großen Landlebensraum dieser Art immer weiter zerschneiden. An mehreren Straßen wurden bereits Leitsysteme mit Tunnels errichtet um den Tieren ein gefahrloses Überqueren der oft viel befahrenen Strassen zu ermöglichen.
Besonderheiten
Die Frühjahrswanderung der Erdkröten zu ihren Laichgewässern gehört zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen. Fast alle Tiere einer Population wandern gleichzeitig, wodurch es zu spektakulären Massenwanderungen kommt. Die Frühjahrswanderung wird dabei sowohl von meteorologischen als auch von populationsspezifischen Faktoren bestimmt. Die Wanderung erfolgt vor allem zwischen Einbruch der Dunkelheit und etwa 22.00 Uhr und wird ausgelöst durch hohe Lufttempe-raturen und Regen. Allerdings spielen auch andere Faktoren eine Rolle. So wird vermutet, dass die Geburtszeit einer Erdkröte, auf Grund einer Art von Zeitprägung, den Zeitpunkt ihrer Fortpflanzungsbereitschaft bestimmt. Die Wanderung wäre somit auf eine Sollzeit festgesetzt, die sich gegenüber den Witterungsbedingungen teilweise durchsetzen kann.
Benutzte Literatur
Günther R. 1996. - Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag Jena & Stuttgart, 825 S.
Nöllert A. & Nöllert C. 1992. - Die Amphibien Europas. Franckh-Kosmos Velags-GmbH & Co., Stuttgart, 382 S.
Proess R. (éd.) 2003. - Verbreitungsatlas der Amphibien des Großherzogtums Luxemburg. Ferrantia 37, Travaux scientifiques du Musée national d’histoire naturelle. 92 S